Masterarbeit von Jasmin Block
Studiengang Organisationsentwicklung & Sozialmanagement
Datum der Abgabe: 11.09.2021
In der Masterarbeit "medienbildung@kita.de"
wird die Umsetzung digitaler Medienbildung in deutschen Kindertageseinrichtungen analysiert.
Folgende Forschungsfrage liegt zugrunde:
Finden sich Gelingensbedingungen digitaler Medienbildung
in der aktuellen Praxis deutscher Kindertageseinrichtungen?
Ziel ist es, die derzeitige Situation zu beschreiben und daraus Implikationen für das frühpädagogische Feld mit dem Fokus auf Organisations- und Personalentwicklung abzuleiten.
Zu diesem Zweck wird eine empirische Originalstudie angelegt, die im Rahmen einer Online-Befragung auf die Erfahrungen und Einstellungen der agierenden pädagogischen Fachkräfte abstellt. Die daraus resultierenden quantitativen Daten werden mithilfe deskriptiver statistischer Methoden ausgewertet und vor dem Hintergrund theoretischer Aspekte und bisheriger forschungsbasierter Erkenntnisse diskutiert.
Insgesamt wird deutlich, dass viele der als potenziell förderlich geltenden Faktoren wiedergefunden werden können, andere jedoch Entwicklungspotenzial erkennen lassen. Da die Voraussetzungen vor Ort stark variieren und von einem komplexen Bedingungsgefüge auszugehen ist, wird empfohlen, organisationsspezifische Prozesse anzustoßen und diese fundiert zu begleiten.
Es gilt, die Akteur:innen in den Kindertageseinrichtungen
für eine lebensweltorientierte und zugleich zukunftsfähige Frühpädagogik
zu sensibilisieren.
Zitiervorschlag:
Block, J. (2021): medienbildung@kita.de. Eine empirische Analyse zur Umsetzung digitaler Medienbildung in deutschen Kitas. URL: https://www.jasmin-block.de/Masterarbeit
Wenn Vorschulkinder ihre Erzieherin mit „Alexa“ ansprechen, Vierjährige täglich in der Rolle eines ausgewählten Medienhelden aufgehen oder Kleinstkinder stirnrunzelnd mit dem Zeigefinger über Bausteine wischen, dann wird es im pädagogischen Alltag der Kindertageseinrichtung offensichtlich: Digitale Medien und deren Inhalte spielen in der Erfahrungs- und Lebenswelt von Kindern eine bedeutsame Rolle (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. 232; Coblenz & Klimsa, 2010, S. 66; Didacta Verband e.V., 2021b, S. 2; DIVSI, 2015, S. 61 f.; Kutscher, 2019, S. 379; Kutscher & Bischof, 2020, S. 9; Lienau & van Roessel, 2019b, S. 127; mpfs, 2015, S. 32; Ostermann, 2007, S. 119; Schubert, Brüggen, Oberlinner, Eggert & Jochim, 2018, S. 35 ff.).
Die aktuelle Pandemie und die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus SARS-CoV-2 bescheren dem Thema der Digitalisierung auch im Feld der frühen Bildung einen Impetus. Da übliche Formen des Austausches mit Eltern und Kindern der Kita derzeit nur eingeschränkt zulässig sind, bedienen sich pädagogische Fachkräfte der digitalen Möglichkeiten (vgl. Cohen, 2021, S. 105). Viele Menschen denken beim Schlagwort der Digitalisierung in erster Linie an den technologischen Fortschritt, der durch binärtechnische Systeme getragen wird und bspw. den zeit- und ortsunabhängigen Austausch von Informationen und Daten im sog. Homeoffice erlaubt. Dieser Gedanke greift jedoch zu kurz, da die Digitalisierung darüber hinaus einen vielschichtigen soziokulturellen Wandel bezeichnet. Sie berührt die Lebensweise der Individuen und verändert die Art und Weise der Kommunikation, der Arbeit und des Lernens tiefgreifend. Zugänge zu Bildung und gesellschaftlicher Partizipation wandeln sich durch die Digitalisierung und sind zunehmend abhängig von Mediennutzungsgewohnheiten und -kompetenzen des Einzelnen (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2020, S. 235; Dander, 2020, S. 20; Emanuel & Weinhardt, 2019, S. 208).
Wenn sich die Praxis der Medienbildung in deutschen Kitas uneinheitlich und vielschichtig gestaltet (vgl. Nieding & Klaudy, 2020, S. 53), stellt sich die Frage, welche Faktoren die gelingende oder mangelnde Umsetzung digitaler Medienbildung bedingen.
Dieser Angelegenheit widmeten sich auch Lienau und von Roessel (2019a) in der ersten Phase des insgesamt vierjährigen Forschungs- und Praxisprojektes „Medienerziehung im Dialog“ (vgl. S. 14). [...] Als eines der Jüngsten ist das zweijährige Modellprojekt „Digitale Medien in der frühkindlichen Bildung – Medienbildung in der Kita“ beachtenswert, das vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration initiiert wurde und auf die Erarbeitung und Erprobung struktureller und inhaltlicher Bedingungen abstellt (vgl. MKFFI, 2019, S. 10). [...] Eine der ältesten empirischen Studien zum Thema ist „Die Förderung von Medienkompetenz im Kindergarten“ von Six und Gimmler (2007), die als Nachfolgestudie zu deren erster aus dem Jahr 1997 konzipiert wurde (vgl. S. 39 f.).
Bei der vorliegenden Empirie handelt es sich um eine quantitative Feldstudie, die mithilfe deskriptiver statistischer Methoden ausgewertet wurde. Dabei wurde angenommen, dass die durch Lienaus und van Roessels (2019a) qualitative Forschungstätigkeit erhobenen und mit deren Expertenbeirat diskutierten potenziell förderlichen Faktoren als Gelingensbedingungen digitaler Medienbildung gelten können. Die aus dem Variablenkatalog theoretisch abgeleiteten Forschungsfragen und -hypothesen wurden mithilfe einer strukturierten Online-Fragebogenerhebung an möglichst vielen Untersuchungseinheiten geprüft. In der Feldzeit vom 22.05. bis 24.06.2021 wurden durch das Online-Befragungstool UNIPARK 1.347 Zugriffe auf die standardisierte Befragung registriert. 335 Datensätze wurden in die Auswertung aufgenommen.
Die meisten der erhobenen Merkmale finden Darstellung in Kreis-, Balken- oder Säulendiagrammen. Vergleiche zwischen Kategorien und Zusammenhänge zwischen einzelnen Variablen werden in gruppierten Säulendiagrammen verbildlicht. Teils wird in der Beschriftung der entsprechenden Abbildung der errechnete Wert des Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman (rs) vermerkt, um die Effektstärke numerisch einordnen zu können.
Themenabschnitte: Rahmenbedingungen früher Medienbildung - Vorstellungen und Beurteilungen päd. Fachkräfte - Medienpädagogische Professionalität - Verankerung im päd. Team - Praktische Umsetzung von Medienbildung - Erziehungspartnerschaftliche Komponente - Ausbildung des päd. Personals
Da die Vorstellungen und Beurteilungen der Fachkräfte als grundlegend bedeutsam für die Umsetzung digitaler Medienbildung einzustufen sind, ist insbesondere der niedrige Stellenwert des Bildungsbereiches problematisch. Die Befragung zeigt zudem, dass der Ausstattungsbedarf der Kitas hoch ist und in die digitale Infrastruktur investiert werden muss, wenngleich digitale Geräte nicht als wichtigste Voraussetzung für gelingende Medienbildung einzustufen sind. [...] Zur Beantwortung der Forschungsfrage ist festzuhalten, dass sich sechzehn der 28 untersuchten Gelingensbedingungen in der Praxis der meisten Befragten wiederfinden; das sind 57,1 % der potenziell förderlichen Faktoren. [...] Dennoch zeigt die Forschungsarbeit auch, dass keineswegs behauptet werden kann, digitale Medienbildung würde in der ersten Stufe des deutschen Bildungssystems flächendeckend Umsetzung finden. In Anbetracht des soziokulturellen Wandels, der sich vor dem Hintergrund der Digitalisierung vollzieht, ist diese Erkenntnis nicht zufriedenstellend. Zukunftsfähige Frühpädagogik muss darauf ausgerichtet sein, „die in die digitalisierte Gesellschaft hineinwachsende Generation besonders zu stärken, sie mit Wissen und Kompetenzen für ein verantwortungsvolles Leben in veränderten demokratischen Systemen auszustatten“ (vgl. Didacta Verband e.V., 2021b, S. 3).
Insgesamt wird es mit Blick auf aktuelle und künftige Herausforderungen wichtig sein, die Kita als lernende Organisation zu verstehen, die sich beständig weiterentwickelt. Alle Beteiligten müssen den Wandel als kontinuierlich begreifen. Zur Bewältigung der damit zusammenhängenden Anforderungen sind den Angehörigen des Kita-Sektors vielfältige Unterstützungsangebote von ausreichender Qualität, Intensität und Dauer zur Verfügung zu stellen. Durch die Bereitstellung ausreichender Ressourcen kann es gelingen, die frühe Bildung vor Ort auf die Zukunft auszurichten, Wissens- und Kompetenzlücken immer wieder zu schließen sowie geeignete Strukturen zu schaffen und Prozesse zu entwerfen – nicht nur, aber auch im Hinblick auf digitale Medienbildung.
Zitiervorschlag:
Block, J. (2021): medienbildung@kita.de. Eine empirische Analyse zur Umsetzung digitaler Medienbildung in deutschen Kitas. URL: https://www.jasmin-block.de/Masterarbeit
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Jasmin Block
M.A. Organisationsentwicklung & Sozialmanagement
stud. M.A. ZukunftsDesign
B.A. Sozialpädagogik & Management
staatl. anerkannte Erzieherin mit Montessori-Diplom